Unser Vorhaben war klar: eine mehrtägige Überschreitung über hochalpine Grate, verbunden mit eindrucksvollen Gipfeln, historischen Spuren und fordernden Passagen. Doch schon am zweiten Tag machte uns eine nächtliche Kaltfront einen Strich durch die Rechnung – der Grat war sturmumtost, und wir mussten ausweichen und unterhalb des Kamms bis zur Viozhütte absteigen. Auch am dritten Tag blies der Wind mit bis zu 70 km/h über die Grate – wir entschieden uns für eine alternative Route und bestiegen stattdessen den Grat zum Palon della Mare.

Kriegsspuren, Gipfelglück und stille Momente
Am Tag vier dann: perfekte Bedingungen. Früh am Morgen starten wir von der Brancahütte, spuren hinauf zum Pizzo Tresero, klettern an alten Kriegsstellungen vorbei weiter bis zur Punta San Matteo und erreichen schließlich die mit Stacheldraht und rostigen Kriegsresten übersäte Punta Giumella.
Nach über 20 Kilometern, 1.900 Höhenmetern und Kletterstellen bis zum III. Schwierigkeitsgrad erreichen wir schließlich die Pizzinihütte – erschöpft, aber zufrieden.

Königsspitze: steil, still und beeindruckend
Tag 5: Um 3 Uhr früh starten wir zur Königsspitze – ein mächtiger Gipfel, steil und ausgesetzt. Der Aufstieg ist stellenweise bis zu 40 Grad steil, der Schnee trägt, das Wetter ist perfekt. Nach gut vier Stunden stehen wir auf 3.851 Metern – ein stiller Moment auf einem geschichtsträchtigen Berg, umgeben von atemberaubender Gletscherkulisse. Kaum vorstellbar, dass hier einst Soldaten lebten und kämpften.

Der letzte Tag – und ein starker Abschluss
Am letzten Tag überschreiten wir bei erneut starkem Wind den Cevedale und die Zufallspitze, bevor wir über den Gletscher zurück ins Martelltal absteigen.

Eine intensive Woche geht zu Ende – fordernd, voller Eindrücke, bewegend. Für Bea, Florian und auch für mich als Bergführer bleibt diese Tour sicher unvergessen.